20141004 khd 2Knapp 1.500 Feuerwehrmitglieder aus allen neun Bundesländern verdeutlichten am 3. und 4. Oktober 2014 im obersteirischen Ennstal den einmaligen Aspekt der Katastrophenhilfe durch die österreichischen Feuerwehren. Anlass war die „ENNSTAL 2014“ - die erste nationale Katastrophenhilfsdienst-Übung der Florianis.

Dabei standen Aspekte wie die Logistik oder das Führen bzw. das Zusammenspiel von einer Vielzahl an Einheiten im Fokus der Überlegungen - sowohl von der Übungs- wie auch von der Einsatzleitung. Von Feuerwehren wird heutzutage erwartet, ein vielseitiges und umfassendes Einsatzspektrum abzudecken. In jeder Einsatzsituation, besonders aber bei Großschadenslagen, ist die Feuerwehr mit Ausrüstung und Gerät, eingesetzter Mannschaft sowie der Führungsinfrastruktur gefordert. Das macht einen effektiven und effizienten Aufbau einer Führungsorganisation notwendig. Besonders wenn es sowohl bei der Menschenführung als auch bei der Schadensbekämpfung um klare Kompetenz- und Verantwortungsbereiche geht.

Übungen wie die ENNSTAL 2014 werden daher im Besonderen dazu genutzt, um Potenziale und Synergien in der bundesländerübergreifenden Einsatztätigkeit herauszufiltern, um so die Zusammenarbeit von österreichischen Einheiten für den Ernstfall zu optimieren und zu perfektionieren.

Unter diesem Aspekt lag ein besonderes Augenmerk in der Koordination der Einheiten bzw. in der organisatorischen Arbeit der Einsatzleitung im Bereichsfeuerwehrverband Liezen - wie auch jener der Übungsleitung. Denn in der Bewältigung von Großschadenslagen zeigt sich immer wieder, dass vor allem eine koordinierte und strukturierte Führungskomponente wesentlich zum Einsatzerfolg beiträgt.

So war es für Präsident Albert Kern in der Planungsphase immer eine zentrale Überlegung, die Großübung auf die Koordination der Einsatzkräfte wie auch auf die Arbeit der strategischen Entscheidungsebenen, im Besonderen die Stabs- und Führungsarbeit, auszurichten. „Und das ist perfekt gelungen“, resümierte er bei der Verabschiedungszeremonie am Hauptplatz von Trieben. In seinen Verabschiedungsworten an die angetretenen Einsatzkräfte untermauerte Kern die Kompetenz der Feuerwehren im Katastrophenschutz. „Katastrophenhilfe im Feuerwehrwesen ist Programm. Es ist ein gutes Programm, wie sich gezeigt hat. Ein Programm der Kompetenz und Schlagkraft“.

Es waren knapp 1.500 Feuerwehrmitglieder aus ganz Österreich, die sich bei der ENNSTAL 2014 vor und hinter den Kulissen engagiert und eingebracht haben, um diese erstmalige gemeinsame Katastrophenhilfsdienst-Übung zu einem Erfolg werden zu lassen. Das heißt für Feuerwehrpräsident Albert Kern auch, dass „ohne die Feuerwehren der umfassende Katastrophenschutz in Österreich undenkbar ist. Denn mit außergewöhnlichen Leistungen im Katastrophenfall, wie im Alltag auch, erweisen Feuerwehrkräfte der Öffentlichkeit einen ganz wichtigen Dienst. Und das sprichwörtlich tagtäglich. Dafür ein herzliches und aufrichtiges Dankeschön“.

Als Übungsannahme für die ENNSTAL 2014 diente eine lang anhaltende Dürreperiode im Bezirk Liezen, die durch intensive Niederschläge in Verbindung mit orkanartigen Windböen und eingelagerten Gewittern binnen kürzester Zeit beendet wurde.

Das Wetterextrem führte zu Überschwemmungen, Waldbrand durch Blitzschlag und weiteren Schadensereignissen. Resultierend aus diesem Lagebild entwickelten sich für die Hilfseinheiten zusätzliche Einsatzsituationen, die von den Übungsteilnehmern bewältigt werden mussten. Insgesamt gab es sechs Schadenslagen abzuarbeiten. Zwei davon, Lage 1 und Lage 4, wurden von den Ehrengästen besucht, wie auch die Ausstellung in Trieben. Die fiktiven Schadenslagen im Überblick:

  • Lage 1 „SCHADSTOFFEINSATZ“ (Fa. MFL, Liezen): Die schweren Regenfälle überfluten, so die Annahme, ein Firmengelände. Dort gelagerte Schadstoffe müssen unter Verwendung von Schutzanzügen geräumt werden (NÖ, OÖ, W).
  • Lage 2 „FREIMACHEN VON VERKEHRSWEGEN“ (Öblarn): Das „Drehbuch“ sieht hier orkanartige Sturmböen vor, die massive Windbrüche verursachen. Umgestürzte Bäume blockieren unter anderem die Verbindungsstraße zu einer Siedlung (K, W).
  • Lage 3 „LÖSCHWASSERFÖRDERUNG ÜBER LANGE WEGSTRECKEN“ (Pürgg): Eine Ortschaft, so das Drehbuch, wurde durch einen Murenabgang im Zuge der heftigen Unwetter von der Umwelt abgeschnitten. Unter anderem wurde die wichtige Wasserversorgung unterbrochen. KHD-Einheiten erhalten den Auftrag, die Wasserversorgung schnellstmöglich wieder herzustellen (BGL, OÖ).
  • Lage 4 „HOCHWASSERBEKÄMPFUNG“ (Frauenberg): Aufgrund der immensen Regenmengen wurden großräumige Flächen überflutet. Das Hochleistungspumpenmodul war bereits im internationalen Hilfseinsatz beim Hochwasserdrama am Balkan (SZB).
  • Lage 5 „WALDBRANDBEKÄMPFUNG“ (Weng/Admont): Nach einer langen Trockenperiode wird bei einem Gewitter durch Blitzschlag ein Waldbrand ausgelöst. Durch den böigen Wind ist der Brand nur sehr schwer unter Kontrolle zu bringen und verhindert darüber hinaus den Einsatz von Fluggeräten (STMK, SZB).
  • Lage 6 „PERSONENSUCHE“ (Au/Gaishorn): Eine Wandergruppe wird vermisst. (T gemeinsam mit Bergrettung)

Auf dem Gelände der Firma MACO in Trieben fand von 09:00 bis 15:00 Uhr eine Ausstellung statt. Zu sehen waren u. a. Fahrzeuge, Sondergeräte und Ausrüstungen zu verschiedenen Themen, die das Aufgabenspektrum der österreichischen Feuerwehr präsentieren.

Insgesamt konnten, so alle anwesenden ÖBFV-Spitzen unisono, die sehr hoch gesetzten Übungsziele bestens erreicht werden, was den hervorragenden Ausbildungsstand der österreichischen Feuerwehrmitglieder unterstreicht. Die bei der Übung gewonnenen Erkenntnisse durch die Übungsbeobachter werden in einem nächsten Schritt evaluiert und in Besprechungen und Übungen an die Landesfeuerwehrverbände weiter vermittelt werden.

Von der Schlagkraft der österreichischen Feuerwehren überzeugten sich auch Bundespräsident Dr. Heinz Fischer sowie die Bundesminister Mag. Johanna Mikl-Leitner und Rudolf Hundstorfer, die an der Spitze der zahlreichen Ehrengäste und Übungsbeobachter standen.

Empfangen wurden die Ehrengäste im Bereichsfeuerwehrverband Liezen, wo im Führungsstab eine Lageeinweisung durch ÖBFV-Präsident Kern, ÖBFV-Vizepräsident Armin Blutsch und Einsatzleiter LBDS Gerhard Pötsch erfolgte. Gemeinsam mit den zahlreich anwesenden Ehrengästen erfolgte im Anschluss die Besichtigung der Schadenslagen in Liezen und Frauenberg.

Danke an die „Menschen mit Herz“

Die Verabschiedung der Einsatzkräfte fand Samstagnachmittag am Hauptplatz von Trieben statt, wo auch Landeshauptmann Mag. Franz Voves den offiziellen Dank des Landes Steiermark für das hohe Engagement der Feuerwehrkräfte überbrachte. Triebens Bürgermeister Helmut Schöttl dankte namens der Gemeinde und erinnerte an die Katastrophensituation in St. Lorenzen vor etwas über zwei Jahren.

Mit einem „Riesen-Dank“ verabschiedete sich Landesfeuerwehrkommandant-Stellvertreter Gerhard Pötsch (gleichzeitig Bereichsfeuerwehrkommandant von Liezen und Einsatzleiter der ENNSTAL 2014) von den anwesenden Feuerwehrkräften „mit Herz“.

Dieser Dank, so Pötsch weiter, gelte auch dem Österreichischen Bundesfeuerwehrverband, den Landesfeuerwehrverbänden, dem Bereichsfeuerwehrverband Liezen, den Bürgermeistern der Gemeinden wo die Schadenslagen beübt wurden, der Politik und den Behörden sowie jenen Unternehmen und Sponsoren, die durch ihren Beitrag so viel möglich gemacht haben und wesentlich zum Erfolg der „ENNSTAL 2014“ beigetragen haben.

Aus dem Bezirk Melk nahmen folgende ,Mitglieder teil: Erwin Barth, Anton Jaunecker, Josef Bauer, Johannes Hintersteiner und Ferdinand Winkler.

Text entnommen von der Homepage des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes. Durchgesehen und ergänzt von EBR Friedrich Reiner
Bilder: EBR Erwin Barth und NÖ Landesfeuerwehrkommando